Seit Mai gibt es das neue Caritaszentrum am Reitweg 2 in Dillingen. Für viele Menschen in schwierigen Lebenslagen ist es eine hilfreiche Anlaufstelle. Etwa für die 45 Besucher und Besucherinnen, die in der Tagesstätte für psychische Gesundheit einen strukturierten Alltag haben. „Man trifft andere, kommt ins Gespräch, redet. Das baut auf“, sagte die Mörslingerin Irene Zeller bei der Eröffnung. Und der Dillinger Thomas Lang betonte: „Wir fühlen uns hier wertgeschätzt.“ Im neuen Caritaszentrum sind alle Dienste unter einem Dach – von der Schuldnerberatung bis zur Lebensmittel-Ausgabestelle der Tafel. Die 54 hauptamtlichen und 360 ehrenamtlichen Mitarbeitenden des Caritas-Kreisverbands kümmern sich nun an einer zentralen Stelle um die Nöte ihrer Klienten. Jetzt gebe es „eine grandiose Abrundung“ des Sechs-Millionen-Euro-Projekts, sagt Caritas-Kreisgeschäftsführer Alexander Böse. Das Caritaszentrum erhält einen Begegnungsgarten.
Elf Studierende der Sozialen Arbeit an der Technischen Universität Augsburg haben im Juni im neuen Bistro des Sozialzentrums mit dem Namen Caristo das Projekt „Hühner mit Herz“ präsentiert. Im Außenbereich soll ein Gemeinschaftsgarten, ein Park der Begegnung, entstehen. Besucher und Besucherinnen sollen sich dort wohlfühlen und später einmal beim Blick auf blühende Pflanzen entspannen. Bald wird auch ein Bächlein durch das Grundstück fließen, in einem Kneippbecken werden Gäste beim Wassertreten etwas für ihre Gesundheit tun können. Ein barrierefreier und integrativer Schaukelpark ist in Planung.
Der Clou wird das Gegacker von Federvieh sein: In einem Gehege sollen anfangs sechs Hühner gehalten werden, das Konzept der Studierenden sieht am Ende die Haltung von 20 Tieren vor. Hochbeete werden errichtet, eine Kräuterschnecke angelegt. Das Gemüse und der Salat daraus können im Caristo serviert werden. Der Gemeinschaftsgarten soll nicht nur der Caritas und denen, die dort Hilfe suchen, zur Verfügung stehen, sondern auch den Menschen mit Autismus im benachbarten Lebenshilfe-Wohnheim, den Kindergartenkindern von St. Josef, den Senioren und Seniorinnen der umliegenden Einrichtungen sowie allen anderen Bürgern und Bürgerinnen.
Die großen Ideen stießen bei den Verantwortlichen der Caritas um Kreisvorsitzenden Stephan Wolk auf Begeisterung. Es gab allerdings bisher einen Haken – die Finanzierung des 350.000-Euro-Projekts. Am Ende führte ein glücklicher Zufall Regie. Caritas-Geschäftsführer Böse lernte bei einem Vortrag den Geschäftsführer der Kartei der Not, Arnd Hansen, kennen, der über die Leistungen unseres Leserhilfswerks informierte. Neben der unbürokratischen Hilfe für Menschen in Notlagen werden auch soziale Projekte gefördert. Und das Konzept des Dillinger Begegnungsgartens überzeugte die Mitglieder des Kartei-der-Not-Kuratoriums um Vorsitzende Ellinor Scherer und Stellvertreterin Alexandra Holland sofort. Denn es werde nicht nur die Kooperation sozialer Verbände zugunsten vieler Menschen mit Betreuungsbedarf gefördert. Der Begegnungsgarten werde für viele Menschen, die im Alltag eine besondere Hilfe brauchen, auch bessere therapeutische Möglichkeiten bieten. „Der Garten soll mit seinen verschiedenen Angeboten Menschen, die mit Krankheit, Behinderung oder Armut ringen, in der Begegnung Momente der Lebensfreude bescheren und schließlich auch ein Platz für unbeschwertes inklusives Miteinander sein“, erläutert Arnd Hansen als Geschäftsführer unseres Leserhilfswerkes. Deshalb habe das Kuratorium beschlossen, den größten Teil der Kosten des Begegnungsgartens zu übernehmen. Außerdem wird die Stadt Dillingen das Projekt mit 15.000 Euro bezuschussen. Dies hat der Ferienausschuss des Stadtrats in seiner jüngsten Sitzung beschlossen.
Caritas-Geschäftsführer Alexander Böse hat sich sehr über die positive Nachricht gefreut. „Wir sind sehr glücklich, dass die Kartei der Not hier einsteigt. Ohne das Leserhilfswerk der Heimatzeitung könnten wir das Projekt nicht umsetzen“, sagt Böse. In den Außenanlagen des neuen Sozialzentrums entstehe „mehr als nur ein Garten“. Für das ganze Konzept der Hilfen für Menschen in Notlagen werde dies „eine großartige Ergänzung“ sein. An dem Ort könnten sich alle Besucher und Besucherinnen wohlfühlen.
Der neue Garten soll im Juni 2024 eröffnet werden. Dies ist das zweite Großprojekt in der Region, das die Kartei der Not ermöglicht. Im Landkreis Dillingen gibt es bereits ein Haus Ellinor Holland, und zwar im Kinderheim in Gundelfingen.
Es erinnert an unsere frühere Verlegerin Ellinor Holland (1928 – 2010), die Gründerin des Leserhilfswerks Kartei der Not. Dank einer Förderung in Höhe von 300.000 Euro durch die Kartei konnte der dringend benötigte Anbau am Kinderheim vor 13 Jahren eingeweiht werden. Dies war damals die zweitgrößte Einzelförderung in der Geschichte des Leserhilfswerks.
Es gab bisher einen Haken bei der Verwirklichung
Text und Bild: Berthold Veh