Von Andrea Wenzel
Da ist die alleinerziehende Mutter, die aus einer gewalttätigen Ehe kommt, der Geschäftsmann, der sich mit seinem Partner überworfen hat und nun fast mittellos dasteht, oder die Rentnerin, die nach einer schweren Krankheit den Anschluss ans Leben verpasst hat. Sie alle finden im Ellinor-Holland-Haus ein neues Zuhause und vor allem Unterstützung. „Hier gelingt es dank Fachpersonal und ehrenamtlichen Helfern, Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind, wieder zurück in ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben zu führen. Das ist großartig“, freut sich Alexandra Holland, stellvertretende Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung Kartei der Not, dem Leserhilfswerk der Augsburger Allgemeine, das hinter der Einrichtung steht. Jetzt hat das Ellinor-Holland-Haus eine Spende über 75.000 Euro erhalten, um sein Hilfsangebot weiterzuentwickeln. Hinter den Geldgebern steht eine Augsburger Stiftung.
Das Ellinor-Holland-Haus, findet Iris Bürgel, sei etwas Besonderes. Sie ist pädagogische Mitarbeiterin und kümmert sich zusammen mit drei weiteren Kolleginnen und einem Team aus rund zehn Ehrenamtlichen um die Bewohnerinnen und Bewohner. „Wir haben vom Kind mit einem Jahr bis zur Frührentnerin mit 59 Jahren derzeit verschiedene Generationen mit ganz unterschiedlichen Problemlagen bei uns im Haus“, schildert sie. Dabei biete die Einrichtung nicht nur einen geschützten und sicheren Wohnraum, eine Gemeinschaft, sondern auch fachkundige Betreuung – und diese müssen die Bewohnerinnen und Bewohner auch annehmen.
„Wer nicht bereit ist, sich mit unserer Hilfe wieder in ein eigenes Leben zurückzuarbeiten, der ist bei uns falsch“, so Bürgel. Die Bewohnerinnen und Bewohner müssten ihren Beitrag leisten. Einige von ihnen haben eine Ausbildung begonnen, andere sortieren ihre Finanzen neu und räumen in ihrem Leben auf. In 80 Prozent der Fälle gelinge es, die Menschen nach drei Jahren – so lange ist ein Aufenthalt angelegt – wieder auf eigene Füße zu stellen. „Es ist schön zu sehen, dass jemand, der mit unsortierten Unterlagen und seinem Hab und Gut in Plastiktüten hier ankam, nach seiner Zeit bei uns gestärkt die Einrichtung verlässt.“
28 Wohnungen mit zwei bis vier Zimmern stehen im Ellinor-Holland-Haus bereit. Zwischen 70 und 80 Bewohnerinnen und Bewohner können gleichzeitig aufgenommen werden. „Wir prüfen vor Aufnahme jeden Fall genau, ob wirklich eine unverschuldete Notlage vorliegt und ob die Menschen bereit sind, sich helfen zu lassen“, so Geschäftsführer Arnd Hansen. Dabei spiele keine Rolle, ob der Fall durch staatlich finanzierte Hilfsangebote kostendeckend betreut werden kann. „Wir helfen, wo es nötig ist. Auch auf eigene Kosten“, so Hansen. Deshalb seien Spenden für das Ellinor-Holland-Haus existenziell.
Die Augsburger Stiftung Familien in Not hat jetzt mit 75.000 Euro die größte Einzelspende im laufenden Betrieb getätigt. Schon seit 2017 steht die Stiftung mit der Kartei der Not in Kontakt und hat nun insgesamt mehr als 240.000 Euro zur Verfügung gestellt. Die Stiftung ist im Jahr 2012 von den beiden Schwestern Hermine Haunstetter und Gertraud Stahl gegründet worden. Sie führten die Augsburger Sägenfabrik Josef Haunstetter (läuft heute unter einem neuen Besitzer weiter). Da sie selbst keine Kinder hatten, ging das Vermögen der Familie in eine Stiftung über, die nach ihrem Tod von der Steuerkanzlei Schwab und Scheuermeyer geführt wird.
„Was hier geleistet wird, ist wirklich toll. Wir wollen diese Partnerschaft daher auch gerne fortführen“, so Andreas Schwab. Für Arnd Hansen ein wichtiges Signal. „Ohne diese und anderer Unterstützer könnten wir die wertvolle pädagogische Arbeit im Ellinor-Holland-Haus nicht leisten.“ Auch Alexandra Holland ist dankbar. „Das Ellinor-Holland-Haus macht sichtbar, wie wir Menschen in Not helfen können. Und genau das ist für uns eine Herzensangelegenheit.“