Von Alexandra Decker
Stadtnah, aber doch im Grünen – in der Bildhauer-Sturm-Straße am Fuß des Galgenbichls in Füssen baut die Lebenshilfe Ostallgäu bald ein neues Wohnheim für Menschen mit Behinderungen. Das neue Gebäude hat 16 Wohnplätze, acht davon sind für Menschen mit erworbener Hirnschädigung (MEH) vorgesehen. Diese acht Plätze unterstützt die Kartei der Not, das Leserhilfswerk unserer Zeitung, mit einer Spende von einer Million Euro.
Die Lebenshilfe deckt mit dem neuen Wohnheim einen weißen Fleck im Süden des Ostallgäus ab. Dort gibt es aktuell im Vergleich zu anderen Teilen des Landkreises keine Unterkunft für Menschen mit Behinderung. Eine für Menschen mit erworbener Hirnschädigung fehlt sogar im größeren Umkreis. Laut der Lebenshilfe Ostallgäu gibt es für ganz Schwaben nur das Nachsorgezentrum in Augsburg und eine Wohnform in Memmingen. Der Bedarf steige aber. Im Ostallgäu seien aktuell um die 160 Personen betroffen, die bislang in ihren Familien versorgt werden.
Die Fachklinik Enzensberg bestätigte den Bedarf gegenüber der Lebenshilfe. In der Hopfener Reha-Klinik ist man auf Angebote für Menschen, die zum Beispiel nach einem Unfall oder einem Schlaganfall an einer Hirnschädigung leiden, spezialisiert. Das Konzept für die acht Wohnplätze in dem neuen Wohnheim hat die Lebenshilfe denn auch in Kooperation mit dem Enzensberg und dem Nachsorgezentrum in Augsburg erstellt.
Einige Betroffene seien zudem bereits in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung der Lebenshilfe in Füssen beschäftigt. Für sie ist eine Unterbringung vor Ort eine gute Sache. Für die Angehörigen soll das Wohnheim eine deutliche Entlastung bedeuten.
Entstehen soll ein zweigeschossiger Neubau. Im Erdgeschoss sind die acht Plätze für Menschen mit geistiger oder anderen Behinderungen vorgesehen, im ersten Obergeschoss die für MEH. Die Einzelapartments bekommen jeweils eine eigene Nasszelle und einen Freisitz. Für das sogenannte Lebenstraining, das den Menschen mit erworbener Hirnschädigung helfen soll, in ein normales Leben zurückzufinden, sind zwei Koch- und Essbereiche geplant, die einem gewohnten häuslichen Umfeld nachgebildet werden.
Weiter stehen allen Bewohnern eine überdachte Terrasse, ein Mehrzweck- und Therapieraum und ein Hobbyraum mit Werkstatt für arbeitstherapeutische Angebote zur Verfügung. Die nötigen Physio- und Ergotherapie-Sitzungen können damit nach Wunsch vor Ort erfolgen. Das Baugrundstück erhielt die Lebenshilfe zu einem günstigen Erbpachtvertrag von der Füssener Suiter-Stiftung. Die Kosten für das gesamte Bauprojekt werden bei etwa 10 Millionen Euro liegen. Der Baubeginn ist derzeit für Ende 2024 geplant, die Fertigstellung Anfang 2027.