Das Benefizkonzert zugunsten der Kartei der Not von Joe Gleixner mit seiner durch Streicher verstärkten Big Band versprach schon im Vorfeld ein großer Renner zu werden. Bereits im Foyer des Forums am Hofgarten kam Kinoatmosphäre auf: Die ankommenden Gäste schritten über einen fünf Meter langen roten Teppich, der umrahmt war von kunstvollen Dekosäulen (gespendet von Floristik Aurum). An Paravents mit Fotografien von Hollywood-Legenden und einem Popcorn-Verkaufsstand (eine Spende von Wolfgang Christ) vorbei wurde das Publikum zum großen Konzertsaal geleitet.
Der Redaktionsleiter der Günzburger Zeitung, Till Hofmann, bezeichnete in seiner Begrüßung dieses Konzert als ein einzigartiges Ereignis, das speziell für diesen Abend kreiert wurde. Die Filmmusik schafft Gefühle und Vorstellungen bei den Zuschauern und erweckt losgelöst von den Bildern auf der Leinwand beim Erklingen der ersten Klänge sofort Assoziationen, die unter die Haut gehen können.
Das wurde in aller Deutlichkeit am Samstagabend augenscheinlich, als mit den Fanfaren des Filmstudios 20th Century Fox die Vorstellung eröffnet und die Zuhörer im ausverkauften Forum am Hofgarten in die Welt des Kinos katapultiert wurden. Wie viel Freude Joe Gleixner bei diesem Konzert empfand, zeigte sich bereits bei der Titelmelodie von Rocky, als seine Füße nicht stillstanden und er tanzend das Orchester zu einer ersten Höchstleistung anspornte. In die Welt der großen Musicalbühnen entführte er anschließend das Publikum, als er symbolisch an einer Wunderlampe rieb und damit den als Dschinn verkleideten Alexander Kussmaul auf die Bühne beschwor. Herrlich, wie er das Lied „A friend like me“ zum Besten gab.
Eine interessante Erfahrung für die Zuschauer war es sicherlich, wie bekannte Filmmelodien beim reinen Hören das Filmgeschehen vor dem inneren Auge erscheinen lassen. Als die Streicher die ersten Takte des Soundtracks von „Das Boot“ anklingen ließen, war die Unheil verkündende Beklemmung der Tragik des Filmes im Auditorium zum Greifen nahe. Gefühlvoll aber leichter fürs Gemüt ging es weiter, als Alexander Kussmaul „Dir gehört mein Herz“ aus dem Musical Tarzan anstimmte und dabei seine beiden Söhne Finn und Noah auf der Bühne im Arm hielt.
Dass Joe Gleixner nicht nur ein wunderbarer Orchesterchef ist, sondern auch zu den Klängen seiner Big Band wie Frank Sinatra entertainen kann, wurde bei dem von ihm gesungenen „Beyond the Sea“ aus dem Film „Findet Nemo“ offenkundig. Mit „Supercalifragilisticexpialidocious“ entführte Sarah Kalweit auf zauberhafte Weise die Zuhörer in das Leben der Familie Banks aus dem Musical „Mary Poppins“. Ein Medley von Filmmelodien berühmter Western rief danach bei manchem Besucher Jugenderinnerungen wach. Richtig lebendig wurde es im Saal, als zum Song von Ghostbusters die Geister quer durch die Zuschauerränge ihren Jägern eine wilde Jagd lieferten. Die perfekte Besetzung für „He lives in you“ aus dem König der Löwen war die junge Jessy Thomas, die mit ihrer empfindsamen aber doch ausdrucksvollen Stimme die Kraft gebenden Worte des weisen Schamanen Rafiki interpretierte.
Nach der Pause ging es hochklassig weiter. Nicht schlecht staunte das Publikum, als auf einmal Darth Vader und seine Soldaten zur Titelmelodie von Star Wars auf der Bühne standen. Die fünf Mitglieder von German Garisson, Deutschlands größtem Star-Wars-Kostümclub, waren nach dem Konzert ein beliebtes Fotomotiv.
Ein Höhepunkt jagte nun den anderen: „Salome“ aus dem gleichnamigen Musical, brillant vorgetragen von Kathrin Sälzle. „Can you feel the love tonight“ (König der Löwen), sehr empfindsam gesungen von Sarah Kalweit. Ein stimmgewaltiges Medley der James Bond-Titellieder im Wechsel der beiden Sängerinnen. „Die Schöne und das Biest“, Forrest Gump, noch einmal Mary Poppins mit „Chimchimminie“, als Duett von Sarah Kalweit und Alexander Kussmaul. Danach rekelte sich der Sänger genussvoll im Bärenkostüm auf der Bühne: Als Balu aus dem Dschungelbuch mit „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“. Mit einer wunderbaren Stimm-Modulation stellte Kathrin Sälzle dann zum Abschluss mit „Joyful“ aus Sister Act den Abend unter Gottes Segen.
Am Ende dieses glanzvollen Konzertes, durch das Moderatorin Angie Stifter charmant und kurzweilig führte, versprach Joe Gleixner bei der Zugabe „Wer hat an der Uhr gedreht“: „Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder – keine Frage“. Der lang anhaltende, stehende Applaus wird ihn und seine Musiker hoffentlich nachhaltig daran erinnern, dieses Versprechen auch zeitnah einzulösen.
Text: Claudia Jahn
Bild: Bernhard Weizenegger