1965
Was ein Zeitungsartikel doch alles bewirken kann. Streng genommen war es eine ganze Seite in der Augsburger Allgemeinen, die Geschichte schreiben sollte. Erschienen am 11. Dezember 1965, war sie in großen Lettern mit den Worten „Aktion Weihnachtsfreude für Gelähmte – Vom Schicksal Geschlagene sollen nicht vergessen sein. Ein Appell an unsere Leser“ überschrieben. Einzelne Betroffene schilderten ihre Handicaps, ihre Krankheiten und äußerten ihre bescheidenen Wünsche. Schließlich war Vorweihnachtszeit. Unsere Leser ließen sich nicht lange bitten. Was folgte, war eine wahre Flut an Sachspenden, die sich in der damaligen Sozialredaktion unserer Zeitung stapelten und bis zum Heiligen Abend sorgfältig verteilt wurden. Diese Sonderseite sollte den Grundstein für eine große soziale Initiative bilden: Da eine Übersicht über die Bedürftigen auf der einen und die Spender auf der anderen Seite damals nur im Rahmen eines hölzernen Karteikastens gewährleistet zu sein schien, lag der Namen der im gleichen Jahr ins Leben gerufenen sozialen Stiftung nahe: „Kartei der Not und des Elends“. Gründerin des Leserhilfswerks war Ellinor Holland, die Verlegerin und langjährige Herausgeberin der Augsburger Allgemeinen. Ihr war es stets ein Herzensanliegen, Menschen in unserer Region, die unverschuldet in Not geraten sind, zu helfen.
In den nächsten 55 Jahren entwickelte sich aus dem kleinen Karteikästchen ein großes Hilfsprogramm für Kinder, Familien, Alleinstehende, Jugendliche und Senioren – für alle Menschen in unserer Heimat, die Unterstützung brauchen. Doch längst sind es keine Sachspenden mehr wie zu Beginn der erfolgreichen Initiative, sondern Geldspenden. Verwaltet werden Bedürftige und Spender im digitalen Zeitalter nicht mehr in Karteikästen, sondern am PC. Doch der Name „Kartei der Not“ ist geblieben. Lesen Sie hier mehr zur Philosophie der Stiftung.
1988
Die Einzelfallhilfen, die uns im Jahr erreichen, bilden zwar das Herzstück des sozialen Einsatzes der Kartei der Not. Unterstützt werden von uns aber auch immer wieder besondere soziale Projekte in der Region. So hat das Engagement von Max Schuster Stiftungsgründerin Ellinor Holland von Anfang an überzeugt. Die Tochter von Max Schuster fiel in Folge eines schweren Verkehrsunfalls ins Koma. Die Ärzte gaben die Frau auf. Ihr Vater nicht. Er baute vielmehr mit der finanziellen Hilfe der Kartei der Not in einer früheren Geburtsstation in Burgau ein Therapiezentrum auf, das heute weit über Deutschland hinaus für seine hohe Qualität bekannt ist. Bald darauf folgte dem das Nachsorgezentrum in Augsburg.
2010
Es sind oft die Kinder, die unter Schicksalsschlägen extrem leiden. Stiftungsgründerin Ellinor Holland lagen die Kinder immer besonders am Herzen. Kindern, die nicht das Glück haben, geborgen auf der Sonnenseite des Lebens aufzuwachsen, war sie immer bemüht, zu fördern. So ist es nur logisch, dass sich die Kartei der Not im Gundelfinger Kinderheim St. Clara außergewöhnlich stark engagierte. Das Kinderheim platzte 2010 aus allen Nähten, konnte sich eine Erweiterung finanziell aber nicht leisten. Im Haus Ellinor Holland finden Mütter mit ihren Kindern, aber vor allem Babys, kleine Kinder und Geschwisterkinder, die zusammenbleiben sollen, ein neues Zuhause.
Eine schmerzhafte Zäsur bildete im Dezember 2010 der Tod von Ellinor Holland, der engagierten Gründerin der Kartei der Not. Ihr Lebenswerk führen seitdem mit großer Leidenschaft ihre beiden Töchter Ellinor Scherer und Alexandra Holland fort. Ellinor Scherer ist Kuratoriumsvorsitzende, ihre Schwester Alexandra Holland ihre Stellvertreterin.
2016
Ein Meilenstein in der erfolgreichen Geschichte der Kartei der Not ist die Eröffnung des Ellinor-Holland-Hauses im Augsburger Textilviertel im Jahr 2016. Das Gebäude, das den Namen der Gründerin der Stiftung trägt, Ellinor-Holland-Haus, erweitert unser bisheriges Hilfesystem enorm: Ein Wohnhaus mit Kindertagesstätte, Tante Emma Laden und Cafe bilden ein Zentrum für Menschen jeden Alters, die in einer so tiefen Lebenskrise stecken, dass finanzielle Hilfen allein, ihr Schicksal nicht wenden. Im Ellinor-Holland-Haus, in dem sie auch pädagogisch betreut werden, können sie sich für eine bestimmte Zeit erholen und neue Energien tanken. Von Anfang ihres Aufenthalts an, setzen sie sich aber ganz bestimmte Ziele, die sie erreichen wollen, damit sie selbstbestimmt ihr Leben wieder meistern können.