SEIT FAST 60 JAHRE ERFAHRUNG IN DER EINZELFALLHILFE. Die seit fast 60-jährige Erfahrung in der Einzelfallhilfe der Kartei der Not hat gezeigt, dass einmalige finanzielle Unterstützungen nicht immer ausreichen, um in Not geratenen Menschen nachhaltig zu helfen. Nach dem Tod von Ellinor Holland, der engagierten Gründerin der Kartei der Not, verfolgten ihre beiden Töchter Ellinor Scherer, Vorsitzende des Kuratoriums der Kartei der Not, und Alexandra Holland, stellvertretende Vorsitzende, mit großer Leidenschaft die Idee weiter, Betroffene im Rahmen eines begleiteten Wohnens über einen gewissen Zeitraum stärkend zu unterstützen. Sie konnten letztlich das Haus im Gedenken an ihre Mutter errichten, die sich ihr Leben lang mit großer Kraft dafür eingesetzt hat, die Not in Bayerisch-Schwaben und Teilen des angrenzenden Oberbayerns zu lindern.
EINE OPERATIVE ERWEITERUNG ZUR KARTEI DER NOT. Das Ellinor-Holland-Haus stellt eine operative Erweiterung zu den Einzelfallhilfen der Stiftung Kartei der Not dar und unterstützt ganz individuell in schwierigen Lebenssituationen, wenn mehr benötigt wird als eine unbürokratische finanzielle Beihilfe.
Schwierige Lebenssituationen entstehen durch die Erkrankung eines Familienmitgliedes, das Zerbrechen der Familie, Verlust der Wohnung, durch Gewalt, einen Unfall oder einen anderen Schicksalsschlag. Alle diese Ereignisse können Menschen aus der Bahn werfen und vor scheinbar unüberwindbare Probleme stellen.
Die Betroffenen benötigen dann einen Ort und Zeit, um sich auf einer sicheren Basis neu zu orientieren – also ein begleitetes Wohnen, das es so bisher für diese vielschichtige Zielgruppe nicht gibt. Das Ellinor-Holland-Haus ist offen für alle Menschen unterschiedlichen Alters, Herkunft, Nationalität oder Glaubensrichtung im Einzugsbereich der Kartei der Not. Das Haus ist auch für Menschen mit körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderungen gedacht, deren Leben durch besondere Umstände in Schieflage geraten ist.
EIN EINZIGARTIGES KONZEPT SEIT BAUBEGINN. Das Konzept hat Modellcharakter und ist in Bayern bisher einzigartig. Das Kuratorium der Stiftung hat daher den Entschluss gefasst, diese innovative Aufgabe selbst anzugehen und eine entsprechende Einrichtung zu gründen.
Im Mai 2014 war Baubeginn für das Ellinor-Holland-Haus und nach einer kurzen Bauzeit von 18 Monaten konnte bereits im September 2015 das Ellinor-Holland-Kinderhaus unter der Trägerschaft des Arbeiter-Samariterbundes Augsburg in Betrieb gehen. Das Ellinor-Holland-Haus mit den 28 Wohnungen, in unterschiedlichen Größen (2-, 3- und 4-Zimmer-Wohnungen) wurde zum 01.01.2016 von den ersten Bewohnern bezogen. Im Februar 2016 eröffnete der Tante Emma Laden mit Café der von der gemeinnützigen Gesellschaft Bildung Integration Beruf (BIB) Augsburg betrieben wird.
VOM PILOTPROJEKT ZUM ERFOLG. Das in den ersten drei Jahren erarbeitete Beratungskonzept zeigte in der konsequenten Anwendung Wirkung und wir konnten bei den ausziehenden Familien folgendes beobachten: Die ausgezogenen Familien konnten nach einer intensiven Suche passende Wohnungen und Kinderbetreuungsplätze finden, so dass die im Haus begonnenen Lebenswege auch weitergeführt werden können. Fast alle, die ausgezogen sind, kommen immer wieder ins Haus oder nehmen Kontakt auf. Viele Freundschaften werden auch nach dem Auszug weitergeführt. Die individuelle Beratung ergänzt durch die Hausgemeinschaft und die Unterstützung durch unser Ehrenamtsteam wirkt aktivierend und stützend bei fast allen Problemlagen der Familien. Dieser ganzheitliche Ansatz wird von fast allen Bewohnern zu Beginn oft vorsichtig in Anspruch genommen, aber spätestens im zweiten Jahr werden die Angebote im Haus als sehr hilfreich empfunden und bedarfsgerecht angenommen.